Weisheitszähne ziehen: Mehr wissen und entspannter damit umgehen
Eine Weisheitszahn-Entfernung steht im Raum? Keine Bange, die Prozedur ist weit weniger dramatisch, als oftmals an die Wand gemalt. Nicht nur gibt es heute viele Möglichkeiten, sie relativ schmerzlos zu gestalten, sie ist auch ein Routineeignriff. Denn die letzten vier Backenzähne brechen heute nur noch bei etwa 10 bis 15 Prozent der Menschen aufrecht und problemlos aus dem hintersten Kieferbereich hervor. Alle anderen stehen irgendwann vor den folgenden Fragen. Wir beantworten sie dir hier im Überblick.
Wann sollten Weisheitszähne entfernt werden?
Bei den meisten von uns haben Weisheitszähne nicht genügend Platz. So drohen Schwierigkeiten: Ein Zahn bleibt teilweise von Mundschleimhaut verdeckt (teilretiniert) und ist schwer zu säubern, sodass sich in der Folge Parodontitis entwickelt. Oder er schiebt die Nachbarzähne in Fehlstellungen, bleibt im Knochen verborgen (retiniert), kippt und drückt dort schmerzhaft auf die Nerven seiner Nachbarn. Er führt zu Entzündungen, eitrigen Abszessen, Zysten oder bildet seltsame Wurzelformen, die ein Entfernen verkomplizieren können.
Ist Ungemach dieser Art schon früh absehbar, raten Fachleute zur prophylaktischen Entfernung der Weisheitszähne in jungen Jahren – bis etwa 25 –, da dies die Komplikationen auf ein Minimum reduziert. Bei schon eingetretenen Beschwerden musst du zügig handeln. Ein Röntgenbild gibt dann Aufschluss über das Ausmass der Probleme.
Von welchem Zahnarzt sollte ich sie ziehen lassen?
Wie kompliziert der Fall ist, kann dein niedergelassener Zahnarzt feststellen. Ob er den Zahn auch ziehen kann, hängt von seiner Qualifikation und vom Zahn ab. Eine einfache Extraktion (Ziehen) führt jeder Zahnarzt durch. Dies ist häufiger im Oberkiefer der Fall. Bei teilweise oder vollständig retinierten Zähnen wird er dir einen Oralchirurgen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen oder gar eine Fachklinik empfehlen.
Auch für den vorbeugenden Fall, dass alle Weisheitszähne auf einmal entfernt werden, sollte das ein Spezialist mit entsprechender Ausstattung übernehmen. Schon die stärkere örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) oder eventuell notwendige Vollnarkose erfordern dies, denn in diesem Fall ist ein zusätzlicher Anästhesist Pflicht.
Weisheitszähne ziehen: Wie schmerzhaft ist das?
Keine Sorge, die Operation verläuft im Normalfall völlig schmerzfrei. Zwei Injektionen ins Zahnfleisch besorgen die sichere örtliche Betäubung des Zahnumfeldes. Damit kommen die allermeisten Patienten problemlos zurecht.
Du kannst deinen Arzt auch um eine Sedierung per Dämmerschlaf bitten, der dich Angst und Anspannung einfach vergessen lässt. Auch Lachgas hat sich bewährt. Selbst eine Vollnarkose ist möglich, bisweilen allerdings nicht sinnvoll und zudem auch teuer.
Heutige chirurgische Verfahren sind minimalinvasiv und sehr an Schonung orientiert. Dies reduziert die Folgen der Operation und auch die Schmerzen danach erheblich. Im Schnitt sind Schmerzen innerhalb der ersten drei Tage wieder abgeklungen, bei manchen dauert es etwas länger. Zur Bekämpfung sind kurzfristig Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac äusserst wirksam, doch Vorsicht: nie länger einnehmen als notwendig!
Wie lange dauert der Eingriff?
Erfahrene Chirurgen ziehen vier Weisheitszähne innerhalb von höchstens 30 Minuten, unkompliziert liegende Zähne oft sogar in zehn. Oberkieferzähne sind häufig recht schnell gezogen. Im Knochen verborgene Weisheitszähne dagegen werden nicht extrahiert, sondern chirurgisch entfernt. Zwischen 20 und 45 Minuten sind erforderlich für die folgenden Schritte:
- Freilegen
- Knochen abtragen
- Zerkleinern
- Entfernen (in einem oder mehreren Stücken)
- Wundverschluss mit Nähten
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Was muss ich danach beachten?
Die Betäubung einer Kieferhälfte wirkt noch bis zu sechs Stunden, bis dahin solltest du weder essen, trinken noch intellektuelle Höchstleistungen von dir fordern. Stattdessen empfiehlt sich für die ersten 48 Stunden eine Intervall-Kühlung der Wange gegen Schwellungen als normale Entzündungsreaktion, am besten mit Kühlkompressen aus dem Kühlschrank: abwechselnd höchstens 30 Minuten aussen auflegen und 15 Minuten pausieren, so unterkühlt das Gewebe nicht und wird durchblutet. Vor dem Abklingen der Betäubung nimmst du vorsorglich eine Schmerztablette ein. Ab Tag sechs benötigst du vermutlich keine mehr.
Leichte Nachblutungen und Blutergüsse sind möglich, wie auch eine Entzündung der Wunde (Alveolitis) – dann allerdings steht ein Zahnarztbesuch an. Im Oberkiefer dauert die Wundheilung zwei Wochen, der Knochenaufbau drei Monate, im Unterkiefer sechs Wochen respektive sechs Monate. Schonen, Kürzertreten und Nikotinabstinenz für zwei bis drei Tage beschleunigen die Heilung. Die allermeisten können danach bereits wieder ihrer Arbeit nachgehen.
Was kann ich danach essen?
Kurz: Alles, was weich ist, nicht gekaut werden muss und die Wunde bei der Heilung nicht stört. Verzichte auf Knuspriges, stark Gewürztes, Körniges oder Pasta al dente – und zumindest am ersten Tag auf Koffein. Die ersten drei Tage sind eine Zeit für Smoothies, Suppen, Pürees, Muse und Breie oder Weichgekochtes.
Ob Milch und Milchprodukte drei Tage lang tabu sind, ist umstritten. Manche vermuten eine Gefahr durch Milchsäurebakterien in Joghurt, Käse oder Quark. Andere winken ab und raten, nur auf Milch und Kalziumhaltiges zu verzichten, wenn zeitgleich Antibiotika einzunehmen sind.
Wie teuer ist das Ziehen der Weisheitszähne in der Schweiz?
Die Kosten belaufen sich auf 500 bis 800 Franken pro Zahn. Sie hängen auch davon ab, ob eine einfache Extraktion unter örtlicher Betäubung stattfindet oder eine aufwendige Operation in Vollnarkose. Mit einer Kostenübernahme durch die Grundversicherung kannst du leider nicht rechnen, nur in sehr schwerwiegenden Sonderfällen springt sie ein. Hast du allerdings eine Zahn-Zusatzversicherung abgeschlossen, greift diese dir mit der jeweils vereinbarten Beteiligung ohne Wenn und Aber unter die Arme.
Erstellt: 07.05.2020 - Copyright: 2020 Swisscom Directories AG