Zytostatika: Was sie können, wie man sie einsetzt und wie sie wirken

Zytostatika sind Arzneistoffe, die vor allem in der Behandlung von Krebs eingesetzt werden. Der Begriff ist von den griechischen Worten für Zelle (kytos) und anhalten (statikos) abgeleitet. Sie werden in diesem Zusammenhang meist unter dem Begriff Chemotherapie zusammengefasst. Ihre wachstumshemmende Wirkung, mit der sich das Wachstum von Krebszellen stoppen lässt, wurde während des Ersten Weltkriegs entdeckt. Danach wurde die Behandlungsmethode verfeinert und ist bis heute vielfach im Einsatz. Trotz der erfolgreichen Wirkung von Zytostatika müssen bei ihrer Verwendung aber auch die Nebenwirkungen beachtet werden. Diese stellen zum Beispiel die Zahnheilkunde vor Herausforderungen.

Was sind Zytostatika?

Es war die militärische Forschung, die Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte, dass Senfgas eine wachstumshemmende Wirkung auf Körperzellen haben kann. Diese Erkenntnis führte zur gezielten Entwicklung von chemischen Stoffen, die das Zellwachstum hemmen. Sie wirken besonders gut bei schnellem Wachstum, wie es bei einer Krebserkrankung der Fall ist. Zytostatika wirken auf die Zellteilung ein, indem sie entweder den Stoffwechsel der Zelle stören oder die DNA der Zelle so verändern, dass diese sich nicht mehr fehlerfrei teilen kann. Auf diesem Weg erreicht man, dass ein Tumor nicht weiter wächst, kleiner wird oder im besten Fall sogar ganz verschwindet. Als Verabreichungsform für die Behandlung kommen Injektionen oder Infusionen, aber auch Tabletten oder Kapseln in Frage.

Wie funktioniert eine Chemotherapie mit Zytostatika?

Seit der Entdeckung der Eigenschaften der Zytostatika sind diese immer weiter entwickelt worden. Heute gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Zytostatika, die bei Krebserkrankungen zur Anwendung kommen. Die Auswahl des benötigten Wirkstoffs ist dabei unter anderem von der Grösse des Tumors abhängig, vor allem aber wird eine genaue Diagnostik benötigt. In der Medizin kennt man eine ganze Reihe verschiedener Testverfahren, mit deren Hilfe das richtige Zytostatikum ermittelt wird. Während der Chemotherapie werden vom Arzt Pausen eingeplant, in denen überprüft wird, ob die Behandlung den gewünschten Erfolg zeigt und die Dosierung richtig gewählt wurde. Zugleich geben diese Pausen den gesunden Zellen die Gelegenheit, ihre eigene, notwendige Zellteilung ohne Hemmnisse fortzusetzen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung auftreten?

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie können leider recht schwerwiegend sein. Das liegt daran, dass Zytostatika auf den gesamten Körper wirken und somit auch auf das Zellwachstum von eigentlich gesunden Körperzellen negative Auswirkungen haben. Da sich Krebszellen aber viel schneller teilen und vermehren als gesunde Zellen, ist der Effekt der Chemotherapie auf den Tumor viel höher. Dennoch müssen sich Patienten häufig auf die Folgen dieser Behandlung einstellen. Diese Nebenwirkungen sind häufig

  • Übelkeit
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Blutarmut in Folge verminderter Blutbildung im Knochenmark

Darüber hinaus kommt es oft zu Haarausfall und zu Infektionen an den Schleimhäuten, weil sich auch hier die Zellen verhältnismässig schnell teilen. Viele Patienten klagen in Folge einer Chemotherapie zum Beispiel über Probleme mit der Mundschleimhaut.

Wie erreichen Zytostatika die Verhinderung des Zellwachstums?

Die Zellen im Körper eines Lebewesens vermehren sich normalerweise unablässig durch Zellteilung. Sie tun das mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, wobei die Zellen eines Tumors sich besonders schnell vervielfachen. Das Ziel der Zytostatika ist es, diese Zellteilung zu behindern oder sogar ganz zu verhindern, sodass der Krebs im Inneren des Körpers nicht weiter wachsen kann. Sie erreichen das zum Beispiel, indem sie sich in die Erbsubstanz der Zelle einnisten. Das bewirkt, dass sich die Zellteilung zwar fortsetzt, aber mit fehlerhaften Informationen, sodass sich die Tumorzellen nicht im gleichen Masse vermehren. Eine andere Methode der Zytostatika ist die Unterbrechung des Stoffwechsels der Zelle. Damit wird sichergestellt, dass der Vervielfältigungsprozess nicht ordnungsgemäss stattfinden kann.

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Welche Substanzen werden für die Chemotherapie mit Zytostatika genutzt?

Es gibt heute eine ganze Reihe verschiedener Zytostatika, deren Wirkungsweise sich voneinander unterscheidet. Die Hauptgruppen sind:

  • Alkylantien: Sie verbinden zwei DNA-Stränge innerhalb der Zelle miteinander und verhindern auf diese Weise, dass diese sich normal teilen und vervielfältigen können.
  • Antimetabolite: Sie integrieren sich in den Stoffwechsel der Zelle, blockieren diesen damit und sorgen so für das Absterben der Zelle.
  • Mitosehemmer: Sie binden ein zur Zellteilung wichtiges Molekül, sodass die Teilung nicht möglich ist.
  • Taxane: Sie bilden selbst Moleküle, die eine Zellteilung verhindern.
  • Interkalantien: Sie binden sich an die DNA und können dadurch die Weitergabe der Erbinformationen und die Zellteilung verhindern.
  • Topoisomerasehemmer: Sie bewirken Unterbrechungen im DNA-Strang, sodass eine Vermehrung der Zellen unmöglich wird.
  • Platinanaloga: Sie verhindern ebenfalls durch eine Vernetzung von DNA-Strängen die korrekte Vervielfachung der Zellen.
  • Antibiotika: Sie wirken entweder durch Anbindung an die DNA oder durch Blockade des Vermehrungsmechanismus.

In der Behandlung kommt meist eine individuelle Mischung verschiedener Zytostatika zur Anwendung.

Welche Bedeutung haben Zytostatika für die Zahnheilkunde?

Der Einsatz von Zytostatika bringt immer Nebenwirkungen mit sich. Gemessen an der effektiven Wirkung der Mittel gegen den Krebs muss man diese aber in Kauf nehmen. Zu den häufigsten Auswirkungen des Einsatzes von Zytostatika gehören Probleme an den Schleimhäuten im Magen-Darm-Bereich oder im Mund. Das liegt daran, dass auch an den Schleimhäuten ein recht schnelles Zellenwachstum stattfindet und die Wirkung der Zytostatika sich nicht ausschliesslich auf Krebszellen beschränken lässt. In der Folge klagen Patienten häufig über Symptome im Mund und im Rachenbereich. Hier kommt es auf Grund der gehemmten Zellteilung häufig zu Infektionen, die schmerzhaft sein können und die Aufnahme von Speisen oder das Zähneputzen zu einer Qual werden lassen. In der Zahnheilkunde kennt man dieses Phänomen bereits und kann entsprechende Massnahmen treffen.

Warum ist ein Besuch beim Zahnarzt vor der Chemotherapie sinnvoll?

Krebspatienten sollten vor dem Beginn einer Behandlung mit Zytostatika auf jeden Fall einen Zahnarzt aufsuchen. Dieser wird die Schleimhäute im Mund untersuchen und einschätzen, ob für Prothesen oder Zahnersatz genügend Stabilität vorhanden ist, um die voraussichtlichen Auswirkungen der Therapie auf den Mundraum auszuhalten. Dabei können vorhandene Schwachstellen bereits im Voraus behandelt werden, sodass mögliche Infektionen vermindert werden können. Darüber hinaus kann der Zahnarzt den Patienten auch bereits Tipps zur schonenden Zahnpflege während einer Chemotherapie geben.

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