Nahtdehiszenz: Aufklaffen von Wunden nach der Wundversorgung

Die Nahtdehiszenz ist das Auseinanderweichen von Wundrändern nach der operativen Versorgung einer Wunde. Wunddehiszenzen können gefährliche Folgen haben. Dazu gehören Eviszerationen nach einer vollständigen Wundruptur oder Wundinfektionen mit anschliessender Blutvergiftung. Als Ursachen für das Aufklaffen von Wunden kommen lokale oder systemische Gründe infrage. Die folgenden Abschnitte erklären, was Wundheilungsstörungen sind, wann Wunddehiszenzen entstehen und wie sie eingeteilt und behandelt werden.

Was bedeutet Nahtdehiszenz?

Die Nahtdehiszenz ist ein medizinischer Fachbegriff für das Lösen einer Wundnaht und das Auseinanderweichen der Wundränder nach der Wundversorgung oder Operation. Diese Komplikation chirurgischer Eingriffe wird auch als Nahtinsuffizienz oder Wundruptur bezeichnet. Als Symptome vor dem Aufklaffen der Wunden können eine verstärkte Sekretion und Schmerzen auftreten. Naht- oder Wunddehiszenzen werden in drei Schweregrade eingeteilt:

  • Grad I (oberflächliche Wunddehiszenz): Haut und Unterhaut klaffen auf.
  • Grad II (unvollständige Wunddehiszenz): Tiefere Wundschichten sind betroffen. Haut oder Bauchfell sind noch intakt.
  • Grad III (vollständige Wunddehiszenz): Alle Wundschichten weichen auseinander, was mit dem Vorfall innerer Organe (Eviszeration) verbunden sein kann.

Was ist die Ursache für eine Nahtdehiszenz?

Bei der Nahtdehiszenz handelt es sich um eine Wundheilungsstörung, die vielfältige Ursachen haben kann. Einerseits können Fehler bei der Wundversorgung zum Aufklaffen der Wunde führen. Wird zum Beispiel der Zugang zum Operationsfeld falsch gewählt, resultiert das oft in einer ungünstigen Schnittführung und Problemen mit dem nachfolgenden Wundverschluss. Weiterhin sind zu locker sitzende Nähte oder das falsche Nahtmaterial Gründe für eine Nahtruptur. Ein Lösen der Naht von Wundverschlüssen tritt auch auf, wenn die Wunden sehr gross sind, schlecht verschlossen werden können und die Naht unter Spannung steht. Ebenso ist eine zu frühe Belastung des Wundgebiets durch Bewegung oder Druck eine häufige Ursache von Nahtdehiszenzen. Nicht zuletzt spielt die Gewebestruktur im Wundgebiet eine Rolle. Hämatome, Serome, Infektionen und Nekrosen verzögern das Verheilen der Wundschichten.

Wann kommt es zu einer Wundheilungsstörung?

Neben den Wundheilungsstörungen, die durch die Wunde selbst bedingt sind, existieren weitere Ursachen, die zu Heilungsverzögerungen führen. Darunter fallen bereits bestehende Erkrankungen oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Folgende Erkrankungen werden beispielsweise mit Wundheilungsstörungen in Verbindung gebracht:

  • Diabetes mellitus
  • Morbus Cushing
  • Nierenerkrankungen
  • Leberzirrhose
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Übergewicht
  • Tumore und Tumortherapie

Zu den betroffenen Medikamenten gehören:

  • Antikoagulantien
  • Zytostatika
  • Kortikosteroide
  • Psychopharmaka

Wie läuft die Wundheilung ab?

Durch den Wundheilungsprozess wird geschädigtes Gewebe regeneriert oder durch Narbengewebe ersetzt. Der Vorgang setzt unmittelbar nach der Schädigung ein und verläuft in drei Phasen. In der ersten Phase – der Exsudationsphase – versucht der Körper die Wunde zu reinigen und vorhandene Blutungen zu stillen. Immunzellen bekämpfen eingedrungene Erreger. Die Blutgerinnung setzt ein und Fibrin verschliesst die Wunde und schützt sie vor weiteren Infektionen. Die zweite Phase ist die Granulationsphase, in der neues Gewebe entsteht. Das Fibrin wird abgebaut und Fibroblasten bilden Kollagenvorstufen. Zudem wachsen Blutgefässe in die Wunde ein. In der reparativen Phase – der letzten Phase der Wundheilung – stabilisiert und vernetzt sich das Kollagen. Von den Wundrändern ausgehend, überdeckt sich die Wunde nach und nach mit Epithel.

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Wann tritt ein Auseinanderweichen der Wundränder bei einer Wunddehiszenz auf?

Bei einer Wunddehiszenz passiert das Auseinanderweichen der Wundränder üblicherweise, bevor sich neues Granulationsgewebe gebildet hat. Die Dauer der exsudativen Phase der Wundheilung beträgt etwa zwei bis vier Tage. Erst ab dem zweiten oder dritten Tag beginnt die Granulation. Die Epithelialisierung und Reifung des neuen Gewebes setzt etwa ab dem fünften Tag ein und kann bis zu drei Wochen andauern. Bis das Narbengewebe vollständig belastbar ist, vergehen aber oft bis zu drei Monate. Wundheilungsstörungen aufgrund von Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten können diese Prozesse stören oder verzögern.

Wie erfolgt die Behandlung einer Nahtdehiszenz?

Die Therapie einer Nahtdehiszenz erfolgt durch die Ruhigstellung der Wunde und Massnahmen zur Ursachenbekämpfung. Eine erneute chirurgische Wundversorgung ist in vielen Fällen angezeigt, um die Wunde zu säubern, nekrotisches Gewebe zu entfernen und die Wundränder aufzufrischen. Um Infektionen zu bekämpfen, wird dein Arzt dir ein Antibiotikum verordnen. Dafür wird er eine Probe von der Wunde für den Keimnachweis und das Antibiogramm entnehmen. Erkrankungen, die eine Verzögerung der Wundheilung bedeuten könnten, müssen abgeklärt werden. Nach der Wundrevision sollte die Wunde engmaschig kontrolliert werden, um erneute Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Wie kann ich die Wundversorgung nach einer Nahtdehiszenz unterstützen?

Hat nach einer Nahtdehiszenz eine Wundrevision stattgefunden, kannst du die Wundheilung unterstützen, indem du auf eine gute Wundpflege und auf eine Ruhigstellung der Wunde achtest. Ernähre dich gesund, damit dein Körper alle wichtigen Stoffe erhält, die er zur Gewebeheilung benötigt. Dazu gehören Aminosäuren, Mineralstoffe und Vitamine. Da das Rauchen als Risikofaktor für das Auftreten von Wundheilungsstörungen identifiziert wurde, solltest du möglichst darauf verzichten. Beobachte die Wunde in den ersten Tagen nach der Behandlung genau. Zeigen sich Rötungen oder Temperaturunterschiede zum übrigen Gewebe, fliesst vermehrt Sekret ab, riecht die Wunde unangenehm oder spürst du zunehmende Schmerzen, solltest du deinen Arzt konsultieren. Fieber kann ein Hinweis auf eine Blutvergiftung nach einer Wundinfektion sein.

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