Macht Backpulver Zähne wirklich weisser?
Oma kannte das Rezept noch: Willst du weisse Zähne haben, dann empfiehlt sich das Aufhellen mit Backpulver. Heute rücken mit dem wachsenden Umweltbewusstsein fast vergessene Hausmittel wieder verstärkt in den Fokus. Dieser Trend nimmt auch Kosmetikprodukte nicht aus – gerade Zahnpasta wird häufig im Zusammenhang mit der Verseuchung der Meere durch Mikroplastik erwähnt. Da liegt es nahe, sich mit altbekannten und oft sehr preiswerten Hausmitteln zu beschäftigen. Den Umweltvergleich mit herkömmlichen Produkten zur Zahnaufhellung gewinnt Backpulver in jedem Fall. Aber ist es auch unschädlich für das Gebiss und die Gesundheit – und funktioniert es überhaupt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.
Was genau enthält Backpulver?
Backpulver enthält meistens Natriumhydrogencarbonat – besser bekannt unter der Bezeichnung „Natron“ – und einige Zusätze wie Säuerungsmittel. Bei Kontakt mit Wasser setzt Natron Kohlendioxid frei. Der gasförmige Stoff sorgt dafür, dass Backwaren aufgehen. Natron kennt man ausserdem als Verdauungshilfe. Der hohe pH-Wert des Natrons hilft dabei, überschüssige Magensäure zu reduzieren. Die Verwendung als Lebensmittel und sogar zur Linderung von Verdauungsbeschwerden zeigt klar: Natron ist nicht giftig – weder für den Menschen noch für die Umwelt.
Wie lassen sich Verfärbungen damit entfernen?
Eine leichte, aufhellende Wirkung kann dem Backpulver tatsächlich nicht abgesprochen werden. Es entfernt aber nur Zahnbeläge von der Zahnoberfläche, bei Verfärbungen innerhalb des Zahnes muss das Backpulver passen. Das Natriumhydrogencarbonat reagiert aber mit den Substanzen der hartnäckigen Beläge, die durch den Konsum von Rotwein, Nikotin, Kaffee oder Tee entstehen.
Durch die Verbindung mit dem Natriumhydrogencarbonat nehmen die organischen Substanzen eine kristalline Form an, die nicht mehr gut am Zahn haftet und sich leichter mit der Bürste entfernen lässt. Die Aufhellung beruht ausschliesslich auf diesem Effekt.
Wie putze ich meine Zähne mit Backpulver?
Am einfachsten ist es, wenn du deine angefeuchtete Zahnbürste in das Pulver drückst. Die Menge, die dabei hängen bleibt, genügt völlig. Danach putzt du ganz wie gewohnt, also etwa zwei Minuten lang und möglichst sanft. Gelegentlich hört man den Tipp, dem Backpulver noch Zitronensaft beizufügen, um die Bleichkraft zu verstärken. Das ist aber extrem schädlich für die Zähne. Zahnmediziner raten nicht ohne Grund dazu, nach dem Verzehr säurehaltiger Lebensmittel mindestens dreissig Minuten mit dem Zähneputzen zu warten. Ein guter Tipp ist aber, das Backpulver vorher in einem Mörser so fein wie möglich zu zerreiben.
Welche unerwünschten Nebenwirkungen kann das Hausmittel haben?
Konventionelle Zahnreinigungsprodukte enthalten feinste Schleifkörper, die Beläge entfernen sollen. Backpulver ist etwas grobkörniger und kann so winzige Kratzer im Zahnschmelz verursachen. Diese feinen Beschädigungen sind dann eine Schwachstelle, an der sich neue Beläge oder Kariesbakterien leicht ansiedeln können.
Wer sich mit Backpulver die Zähne putzt, sollte ausserdem wissen, dass das Zahnfleisch durch diese Behandlung gereizt werden kann. Entzündet es sich, verbreiten sich auch hier unerwünschte Bakterien im Mund, die man vorher gar nicht hatte. Werden durch Zahnfleischirritationen die Zahnhälse freigelegt, steigt auch dort das Kariesrisiko.
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Wer sollte seine Zähne mit Backpulver aufhellen?
Weil die Methode nicht ganz unerhebliche Nebenwirkungen hat, sollten alle Menschen davon absehen, deren Zähne nicht vollkommen gesund und äusserst widerstandsfähig sind. Wer schon älter ist, oder aus anderen Gründen keinen besonders starken Zahnschmelz hat, muss befürchten, dass er sich bei häufiger Anwendung den Zahnschmelz bis auf das darunterliegende Dentin zerkratzt. Dieses ist von gelblicher Farbe. Damit hättest du dann aber genau das freigelegt, was du eigentlich entfernen wolltest – einen unschön gelblichen Farbton.
Patienten mit empfindlichem Zahnfleisch oder Parodontose sollten vom Putzen mit Backpulver ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absehen. Das Risiko zusätzlicher Reizungen des Zahnfleischs ist durchaus gegeben. Hast du makellose und kräftige Zähne, dann kannst du das Putzen mit Backpulver gerne ausprobieren.
Wann ist der Zahnschmelz zu empfindlich?
Alle Arten von Vorschäden können durch die kräftige Schleifwirkung vergrössert werden. Zähne, die bereits brüchig sind, sind besonders gefährdet. Auch Zähne, die nach Wurzelbehandlungen vom Stoffwechsel nicht mehr mit Mineralien versorgt werden, sind auf Dauer nicht widerstandsfähig genug. Auch Füllungen werden unter Umständen durch das Backpulver an der Oberfläche angegriffen.
Hast du schmerzempfindliche Zähne hat, die bereits auf Hitze oder Kälte reagieren, kannst du sicher sein, dass dein Zahnschmelz nicht genug Substanz hat, um ihn unbesorgt mit Backpulver abzuschleifen.
Wie gut ist die Methode im Vergleich zu einem Bleaching?
Da Backpulver Zähne nur von Belägen befreit, aber keine Verfärbungen beseitigt, ist das Bleichen in jedem Fall effektiver und wird die Zähne deutlicher aufhellen. Ob das insgesamt besser ist, lässt sich so allgemein aber nicht sagen. Denn auch wenn es eher weisse Zähne bewirkt, ist das Bleichen ein deutlich aggressiverer Eingriff in die Substanz des Zahnes.
Produkte zum Bleichen in Eigenregie können bei fehlerhafter Verwendung auch Zahnfleischprobleme verursachen. Die Sicherheit, dass das Bleichen der Zähne keine Folgeschäden hervorrufen wird, bietet nur eine professionelle Behandlung durch einen Zahnarzt.
Erstellt: 02.05.2020 - Copyright: 2020 Swisscom Directories AG